banner



Wer Hat Angst Vorm Schwarzen Mann

Rassismus: "Man hat diese Debatte manchmal übertrieben"

Stand: 30.08.2021 fourteen:43 Uhr

"Wer hat Angst vorm Schwarzen Isle of man?" Für etliche Menschen hierzulande gehörte dieses Spiel ganz selbstverständlich zum Schulsport. Heute steht es unter Rassismusverdacht. Der äthiopisch-deutsche Autor Asfa-Wossen Asserate hat das verdächtige Spiel als Namenspaten für sein neues Buch auserkoren.

Herr Asserate, Sie selbst schreiben, wenn sie zum Beispiel rassistische Bezeichnungen zitieren, sowohl M- wie N-Wort aus. Wie beobachten Sie diese Debatte über diskriminierende Sprache?

Asfa-Wossen Asserate: Natürlich ist es auf der einen Seite großartig, dass wir das thematisiert haben. Natürlich gibt es Rassismus in Frg und in Europa, und wir müssen noch einen großen Weg gehen, um diesen Rassismus vollkommen ad acta zu legen. Aber ich bin der Meinung, dass man diese Debatte manchmal übertrieben hat und dass wir die wirklichen Probleme, die wir haben, links liegen gelassen und uns mit Marginalien befasst haben. Ich jedenfalls möchte nicht weiter über vermeintlich richtige oder falsche Begriffe und Haltungen diskutieren. Ich möchte lieber konstruktive Debatten darüber führen, wie wir wieder zusammenkommen können.

Sie möchten dice polarisierten Lager wieder miteinander ins Gespräch bringen. Auf jeden Autumn eine hehre Idee. Welchen Beitrag kann ein Sachbuch wie Ihres hier leisten?

Asserate: Dass man auch mal die Debatte von dieser Seite sieht und sich fragt: Haben wir es doch übertrieben? Müssen wir alles Konstruktive links liegen? Können wir doch nicht sachlich werden und wie können wir die großen Debatten über Kolonialismus, über Sklaverei, die eine sehr große Rolle spielen - auch in meinem Buch -, in das 21. Jahrhundert transportieren und Lösungen dafür suchen?

Die Debatte um den Umgang mit unserem kolonialen Erbe hat in der jüngeren Vergangenheit, and so mein Eindruck, an Schwung gewonnen. Aber gibt es hier schon genügend politische Unterstützung in Fragen der Aufarbeitung?

Asserate: Ich glaube, ja. Es wir Gott sei dank sehr viel darüber gesprochen. Wenn wir über Kolonialismus sprechen, müssen wir auf der einen Seite akzeptieren, dass es Menschen gibt, für die das ein Trauma geworden ist. Ja, in vielen afrikanischen Menschen, die hier mit uns zusammen leben, gibt es dieses Trauma namens Kolonialismus. Wir müssen zusehen, dass wir gemeinsam Lösungen dafür finden. Nie wieder Kolonialismus, nie wieder Faschismus.

Aber and so, wie das einige Menschen wollen, dass man zum Beispiel Bilder herunterreißt, alles kaputtschlägt, was aus dieser Zeit kommt, und dadurch versucht, alles ungeschehen zu machen - das wird uns nicht weiterhelfen. Lasst uns darüber debattieren, lasst uns das kommentieren. Dieses Destruktive, was ich heutzutage sehe, wird unsere Probleme nicht lösen. Sehen Sie sich an, wie weit wir gekommen sind: Ein Keks-Fabrikant aus Hannover state of war gezwungen, seinen Keks, den es schon seit 70 Jahren gibt, umzubenennen. Dieser Keks hieß "Afrika" - können Sie mir sagen, seit wann "Afrika" eine Beleidigung ist?

Haben Sie das Gefühl, dass solche Entscheidungen, solche Debatten eher kontraproduktiv sind?

Asserate: Genau das ist meine Meinung. Die Menschen, die wir normalerweise auf unserer Seite haben würden, werden die Nase voll haben, weil ihnen das zu weit geht, und sie bleiben dann in ihrer Apathie da, wo sie immer gewesen sind. Dice wollen wir doch an uns binden. Es gibt gewisse Leute, die sich nie verändern werden, aber ich bin davon überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen keine Rassisten sind.

Im letzten Kapitel Ihres Buches reißen Sie die Diskussion um den systemischen Rassismus an, der nun auch Deutschland in aller Munde ist. Sehen Sie diese rassistischen Strukturen, diese institutionelle, systemische Benachteiligung nicht hier in Deutschland?

Asserate: In einigen Teilen kann man sie sehen, ich kann sie nicht leugnen. Ich bin nur nicht der Meinung, indem wir Begriffe ändern, dass wir dadurch weiterkommen. Es ist eine Frage der Identität - und warum kann es nicht Menschen mit mehreren Identitäten geben? Ich zum Beispiel bezeichne mich als einen Deutschen, aber ich bezeichne mich auch als Äthiopier. Und ich glaube, diese beiden Sachen können zusammenfinden. Und lassen Sie uns endlich aufhören, von "Rassen" zu sprechen - das ist wissenschaftlich bewiesen. Menschen jeglicher Hautfarbe und Herkunft sind im Erbgut zu mehr als 99,9 Prozent identisch. Lasst uns das als Basis nehmen.

Lassen Sie mich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen: Die Zulu, das sind Menschen, die in der Provinz Natal an der Südostküste von Südafrika leben, haben eine schöne Art, sich "Guten Tag" zu sagen: mit der Formel "Sawubona" - auf Deutsch: Ich sehe dich. Ich sehe dich mit all deinen Tugenden und Fehlern. Du bist mir wichtig, und ich schätze dich. Ich wünschte mir, wir könnten uns auch hierzulande so begegnen.

Das Gespräch führte Alexandra Friedrich .

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 30.08.2021 | 18:00 Uhr

NDR Logo

Source: https://www.ndr.de/kultur/Asfa-Wossen-Asserate-ueber-sein-Buch-Wer-hat-Angst-vorm-Schwarzen-Mann,asserate106.html

Posted by: mccoypaten1955.blogspot.com

0 Response to "Wer Hat Angst Vorm Schwarzen Mann"

Post a Comment

Iklan Atas Artikel

Iklan Tengah Artikel 1

Iklan Tengah Artikel 2

Iklan Bawah Artikel